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Wie deine App-Idee garantiert durch die Decke geht

"Daniel, glaubst du dass unsere App-Idee auch wirklich was wird?" Wie wir wissen hängt das nicht von meiner Meinung ab, sondern zur richtigen Zeit dir richtigen Dinge zu tun und dabei nichts zu übersehen. In diesem Artikel beschreibe ich die 9 wichtigsten Faktoren für deinen App-Erfolg.

Wie deine App-Idee garantiert durch die Decke geht
Daniel Aigner
Gründer / Geschäftsführung bei Deckweiss

Ob eine App-Idee aufgeht oder nicht, hat weniger mit Glück zu tun, als zur richtigen Zeit die richtigen Dinge zu machen. Im Grunde sind es immer die selben Schritte, welche man beachten muss. Von der Idee zum fertigen Software-Konzept vergeht oft eine lange Zeit. Doch genau diese Zeit entscheidet darüber, ob die App vom Markt angenommen wird oder nicht.

Denn gerade zu Beginn kommen viele unternehmerische Bereiche zusammen und es fühlt sich an als gäbe es mehr Fragen als Antworten: Produktentwicklung (App-Entwicklung, meist durch externes Unternehmen), Marketing, Projekt- bzw. Unternehmensteam, Finanzierung, Vertrieb, App-Name, ... Wenn man eine App auf den Markt bringt ist es nicht so wie in den Anfängen der Smartphone-Welt anno 2007, wo man einfach eine App entwickelt hat und in den Top Charts des AppStores war. Mittlerweile hängt da viel mehr dran. In diesem Artikel beschreibe ich die 9 wichtigsten Faktoren für deinen App-Erfolg.

1. Wie schaut dein Business Model aus?

Die wichtigste Frage zu Beginn ist, wie das Business Model aussieht. Das ist für uns Entwickler genauso relevant wie für dich als Unternehmer. Wir müssen verstehen, was du langfristig vorhast, um die Software auch dementsprechend aufzubauen. Es macht einen Unterschied, ob die App intern in einem Unternehmen laufen soll, oder im gesamten DACH-Raum frei zum Download bereitsteht.

In der StartUp Welt hat sich hier das Business Model Canvas durchgesetzt, wo man auf einem A4 Zettel das gesamte Geschäftsmodell beschreiben kann.

Business Model Canvas - Anleitung

2. Warum sollte dein Kunde die Software nutzen wollen?

Das Business Model ist der eine Part, um schlussendlich auch erklären zu können, wie das Unternehmen langfristig auch finanziell erfolgreich sein kann und welche Player hier mitspielen. Der andere Part ist der Mehrwert der durch die Software für die Nutzer generiert wird. Denn kommt auf einmal eine andere App auf den Markt, welches deine Nutzer besser, schneller und billiger bedient als deine App, werden sie dir abspringen.

Um zu verstehen, welche Pains deine Zielgruppe momentan hat und wie du es schaffst, dass deine Software diese Pains löst, bietet sich das Value Proposition Canvas an. Dieses Canvas ist eine sehr gute Ergänzung und aufbauen zum Business Model Canvas.

Hier werden auch schon die ersten Features der Software sichtbar und deine Marketing-Abteilung kann sich schon Gedanken über das Wording machen und wie du deine Zielgruppe ansprechen möchtest.

Value Proposition Canvas - Workshop Anleitung

3. Wird die App-Idee vom Markt angenommen?

Wenn du weißt, wie dein Business Model aussieht und du Gründe dafür hast, warum überhaupt jemand die Software verwenden will, kommt der nächste Schritt: Wie können wir feststellen, ob die App auch vom Markt angenommen wird?

Gerade im Value Proposition Canvas haben wir eines gemacht: nämlich Hypothesen über Pains der Kunden aufgestellt. Diese könnte aus Nutzersicht/Kundensicht bspw. lauten: "Die Art und Weise wie dieser Prozess jetzt funktioniert ist viel zu ineffizient, stressig und nicht planbar". Ob das wirklich so ist, erfährst du in Gesprächen mit deiner Zielgruppe. Am besten du suchst dir die Top 5 Pains aus deinem Value Proposition Canvas heraus, formulierst sie in Fragen für deine Zielgruppe und befragst diese. Wenn du dir sicher sein kannst, dass auch im Markt der Pain vorhanden ist kannst du ihnen im Gespräch auch deine Lösungen dazu erläutern. Dies bringt dich wieder auf neue Lösungsansätze und du wirst dein Produkt ohne große Investitionen bereits im Vorhinein verbessern.

4. Wie wird deine Zielgruppe zum Nutzer deiner App?

Ist deine Zielgruppe überzeugt von der Software, sollte man sich bereits jetzt parallel dazu überlegen, wie man diese dann auch erreicht. Sprich wie man den Marketingplan aufbaut und wie viel Budget man ca. für eine Marktdurchdringung einplanen muss. Auch eine Liste von Influencern in diesem Bereich sollte erstellt werden, um rasch einen Überblick über alle relevanten Akteure in deinem neuen Markt zu haben. Dieser Schritt wird leider viel zu oft unterbewertet, ist allerdings genauso relevant wie die Software-Umsetzung.

5. Wie sieht dein Projekt-Team aus?

Als nächstes solltest du dir darüber Gedanken machen, wie dein Projekt-Team aussieht. Wer welche Rollen übernimmt und welche Leistungen zugekauft werden. Diese Rollen sollten auch schon im Business Model Canvas herausgekommen sein. Dennoch muss jeder im Team wissen, wer für welchen Bereich zuständig ist. Wer den Lead übernimmt und wer welche Entscheidungen treffen kann/darf.

6. Wie positionierst du dich langfristig am Markt?

Da wir nun wissen, welche Funktionen deine Software abdecken muss, um Mehrwerte für deine Nutzer zu bieten, braucht es auch einen langfristigen Plan zur Positionierung im Markt. Dafür eignet sich eine kurze Marktanalyse. Hier sollte auch nochmals klar hervorgehen, was dein USP ist und wie du dich in deinem Blue Ocean positionierst, um unnötigen Konkurrenzkämpfen aus dem Weg zu gehen.

7. Wie sieht dein Pricing-Modell aus?

Das Pricing-Modell ist auch ein wesentlicher strategischer Schritt, mit dem man Nutzer gewinnen kann. Je nachdem welche Pains dein Value Proposition Canvas im Bezug auf Bezahlung hervorbringt kann man aus einer Vielzahl an Modellen wählen. Wie dein Kunde schlussendlich für dein Produkt zahlt und ab welcher Nutzer-Zahl sich deine Software refinanziert ergibt sich hier dann ganz gut.

Gerade digital gibt es verschiedenste Modelle:

  1. Freemium-Modell: LinkedIn, Spotify, Canva
  2. Abo-Modell: Netflix
  3. Free-Modell: Google, Facebook
  4. Marketplace-Modell: Amazon, Uber, Alibaba
  5. Vermietung: Airbnb, Lyft
  6. User Experience-Modell: Tesla, Apple - Premium Marken
  7. Affiliate-Modell: Amazon Affiliate, Dropbox
  8. Digitales geschlossenes Ökosystem: Apple, Google
  9. On-Demand-Modell: Eloop

Vertiefend dazu gibt es hier eine gute Zusammenfassung über die 12 Arten wie man Wert verkaufen kann.

8. Wer sind deine Early Adopters?

Die Zufriedenheit deiner Nutzer entscheidet darüber, ob deine App angenommen wird, oder nicht. Um möglichst rasch zu verstehen, was deine Nutzer wirklich wollen, empfehle ich gleich zu Beginn eine Liste der ersten 100 Early Adopters zu machen. Wir wollen uns ja nicht auf die Late Majority, oder die Laggards fokussieren, sondern auf die Nutzer, die voller Freude die App verwenden wollen. Das sind auch die Nutzer der Alpha-Tests der Software und die Ideengeber für weitere Features für die App. Dadurch wird das Produkt auch nicht am Markt vorbei entwickelt, sondern gemeinsam mit den Early Adopters verbessert. Diese sollten auch mit verschiedensten Benefits belohnt werden, da diese Gruppe essentiell für die Weiterentwicklung ist. Idealerweise sind das auch Menschen mit einem großen Einflussbereich, welche die App dann auch weiterempfehlen.

9. Welche Features sind für den MVP essentiell?

Was ein MVP ist und warum du mit einem MVP die Produktentwicklung starten solltest, erfährst du hier. Da du deine Zielgruppe befragt hast, wissen wir nun, welche Features für die App ein MUSS sind und welche eher nur ein NICE TO HAVE sind. Damit können wir dann entscheiden, wie die erste Version der App aussehen soll. Dies ist der Start der Anforderungsanalyse durch die Software-Entwickler.

Die Entwickler bzw. der UI/UX Designer kann jetzt damit beginnen die ersten Wireframes zu zeichnen. Somit ist ein klares Bild der App sichtbar mit allen wichtigen Funktionen. Nach den Wireframes kommt der Design-Klickprototyp. Dieser sieht bereits 1:1 so aus, wie die fertige App, nur ohne Programmier-Logik dahinter. Danach geht es in die agile Software-Umsetzung und die App wird Schritt für Schritt entwickelt.

Fazit

Die Reihenfolge dieser Schritte ist nicht so relevant. Viel wichtiger ist es, dass kein Punkt vergessen wird. Denn eine App ist soviel mehr als nur die Software-Entwicklung. Ein gutes Team mit klarem Fokus auf den Nutzer ist für die Umsetzung relevanter als die Idee zu Beginn. Die Idee ist nur der Impuls etwas zu tun. Den Weg auch zu gehen und das möglichst schnell ist der entscheidende Faktor, ob deine App-Idee auch tatsächlich vom Markt angenommen wird, oder nicht.

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